Rostock, 24.03.2024 – Der Philologenverband Mecklenburg-Vorpommern äußert seine Besorgnis über die bekanntgewordenen Pläne des Wissenschaftsministeriums zur Überarbeitung des Lehrerbildungsgesetzes. Der amtierende Vorsitzende Mario Steinke bezeichnete die Pläne von Wissenschaftsministerin Martin als fehlgeleitet und prognostizierte, dass sie mehr Probleme schaffen als lösen würden.
Die Hintergrundinformationen zu dieser Besorgnis stammen aus einem im Februar veröffentlichten Artikel der Ostseezeitung, in dem Eckpunkte des neuen Gesetzes vorgestellt wurden. Dieser Artikel beschrieb die Abschaffung der bisherigen Studiengänge für das gymnasiale Lehramt und das Lehramt an Regionalschulen zugunsten eines neuen einheitlichen Sekundarstufenlehramtes. Es wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass ein Fünftel der fachlichen Inhalte gekürzt werden soll.
Steinke kommentierte diese Pläne als irrational und warnte davor, dass sie nur ein langfristiges Ziel verfolgen könnten, nämlich die vollständige Abschaffung der Schulart Gymnasium im Land. Er wies darauf hin, dass bereits die negativen Auswirkungen des „längeren gemeinsamen Lernens“ und die seit Jahren stockenden Inklusionsprozesse gezeigt hätten, dass Experimente im Schulsystem des Landes letztendlich viel zu oft zum Nachteil der Kinder und Lehrkräfte an den Schulen seien.
Der Philologenverband warnt davor, dass die geplanten Änderungen junge Menschen, die den Lehrerberuf anstreben, negativ beeinflussen könnten. Die Anerkennung dieses Studiums in anderen Bundesländern für den Einsatz am Gymnasium sei nach einer radikalen Kürzung der fachlichen Inhalte nicht gesichert. Es bestehe sogar die Möglichkeit, dass diese Änderungen dazu führen könnten, dass weniger junge Menschen sich für das Studium begeistern lassen. Als Folge könnte der Lehrermangel, der sich in einigen Jahren abflachte, wieder zunehmen. Bundesländer wie Sachsen und Bremen haben in der Vergangenheit das Modell des Einheitslehrers in der Lehrerbildung ausprobiert und diesen Schritt bereits wieder rückgängig gemacht. Es sei nicht nachvollziehbar, wieso das Wissenschaftsministerium nun erneut ein solches Experiment starte.
Der Philologenverband Mecklenburg-Vorpommern fordert daher primär eine rationale Überprüfung und Revision der geplanten Maßnahmen unter Einbeziehung von Verbänden, Gewerkschaften und den ausbildenden Fakultäten an den Universitäten des Landes, um sicherzustellen, dass die Qualität der Lehrerbildung und damit die Bildung unserer Kinder nicht gefährdet wird. Hierfür ist und bleibt die Grundlage eine hochwertige spezialisierte Ausbildung unserer Lehrkräfte nach Schularten.
Weitere Forderungen des Philologenverbandes MV
- Die Landesregierung muss sich zum aktuellen zweigliedrigen Schulsystem bekennen. Der Philologenverband betont, dass eine Abschaffung dieser Gliederung weder im Interesse der Eltern noch der an den Schulen arbeitenden Lehrkräfte liege.
- An allen Schulformen muss die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler gestärkt werden, wie es in vielen Ländern praktiziert wird, die bei Bildungsstudien deutlich besser abschneiden. Dafür müssen die finanziellen und personellen Mittel als Investition in die Zukunft der Kinder schnellstmöglich dauerhaft im Haushalt verankert werden. Ein maßgeschneiderter Weg für jeden Einzelnen sei oft effektiver als ein längerer gemeinsamer Weg für alle.
- Der Philologenverband fordert den Start einer langfristigen und dauerhaften Evaluation des Lehramtsstudiums in Mecklenburg-Vorpommern, um Schwachstellen zu erkennen und nachhaltig zu verbessern.
- Die erfolgreiche Aufwertung des Grundschullehramtes in den letzten Jahren sollte nun auch beim Lehramt für Regionale Schulen erfolgen. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sollte hierbei der erste Schritt sein, um wieder mehr junge Menschen für ein Studium im Lehramt für regionale Schulen zu motivieren. Eine Zusammenlegung mit dem Lehramt für Gymnasien würde laut dem Philologenverband nur zu größeren Problemen führen, sowohl in beiden Studiengängen als auch im Schulalltag.
Der Philologenverband Mecklenburg-Vorpommern appelliert an die Landesregierung, diese Forderungen ernsthaft zu prüfen und in die bildungspolitische Agenda aufzunehmen, um die Qualität der Bildung im Land nachhaltig zu sichern. „Gute Bildung gibt es nicht zum Nulltarif und sie sieht auch nicht für jeden gleich aus. Einheitsschulen und Einheitsstudiengänge sind Sparmaßnahmen und keine nachhaltige Lösung. Wo Sparmaßnahmen enden, zeigt uns der heutige Lehrermangel,“ sagte Steinke am Sonntag. Ministerin Oldenburg und Ministerin Martin hätten Jahre damit verbracht ihr Bestes zu geben, um die Effekte dieser Einsparung abzumildern. Die schwer errungenen Erfolge dürften nun nicht durch überstürzte parteipolitisch motivierte Ziele aufs Spiel gesetzt werden.
vollständige Stellungnahme als pdf: http://phv-mv.de/wp-content/uploads/2024/03/Stellungnahme-zum-Lehrerbildungsgesetz.pdf